Tirol?
Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009
Eine Aktion der Vereine von Oberwielenbach zum Tiroler Gedenkjahr 1809 - 2009
Traditionsgemäß ist es Aufgabe und Herzensangelegenheit der Bergfreunde das Herz-Jesu-Feuer am Rammelstein zu entfachen. Es sollte diesmal auch ein "besonderes" Feuer werden. Dazu muss aber auch das Wetter mitspielen, das war jedem klar. Bereits bei der feierlichen Herz-Jesu-Prozession am Nachmittag mussten die großen Fahnen in der Kirche stehen bleiben, da der Wind ein Tragen unmöglich machte.
Dem Wind zum Trotz und beladen mit Holz, Sägemehl und Brennstoff startete am späten Nachmittag eine kleine, dafür aber feine Gruppe (Martin, Claudia, Nadja, Willi), Richtung Rammelstein. Nur Nadja war die Ausnahme: sie musste warme Kleidung, Proviant und Getränke liefern bzw. tragen. An der Waldgrenze nahm jeder zum eh schon beachtlichen Gewicht, auch noch dürres Holz mit. Wenn man am Gipfel ankommt und es liegt bereits Holz an der Feuerstelle, dann stammt dieses sicher nur von unseren fleißigen Pensionisten Waschtl und Franz, die bereits am Nachmittag zum Gipfel unterwegs waren.
Der eisige Wind wurde durch die Anstrengung des Aufstieges gar nicht bemerkt. Und so war man(n) und frau froh, genügend warme und trockene Kleidung zu haben.
Nach einem "Berg Heil" wurde das Holz für das große Feuer am Gipfel aufgeschichtet und die Säckchen mit dem Sägemehl für das Kreuz in der "Koiflriese" und dem Grat entlang platziert. Inzwischen waren auch Hubi und Hans mit Nachschub am Gipfel eingetroffen.
Am Staller Sattel hielt sich eine Regenbank, die drohte auch weiter Tal auswärts zu kommen. Dann wäre natürlich all unsere Mühe umsonst gewesen, aber der Wind war diesmal nützlich und es verzog sich alles.
Besonders spannend ist auf den Einbruch der Nacht zu warten und zu schauen wo das erste Feuer angezündet wird. Nach und nach konnten wir das Entstehen von Herz-Jesu-Feuern, Kreuzen und Herzen rund um den Rammelstein beobachten: in der Rieserfernergruppe (in der Antholzer Scharte entstand auf dem "Naturadler" ein Feueradler!), in den Gsieser Bergen, in den Pragser und Sextner Dolomiten, die Lichterkette in den Olanger Bergen, am Kronplatz und auf der Rodenecker Alm, in Terenten, Pfalzen und Reischach, am Sambock, in den Weißenbacher Bergen, am Bloßberg und auf der Geige. Nur am Schönbichl wollte das Feuer einfach nicht brennen. Immer wieder flackerte ein kleiner Funke auf, aber von einem großen Feuer keine Spur! Was war mit unseren Kollegen von den Schützen los...?
Endlich war es auch bei uns soweit und das große Feuer brannte lichterloh und wir konnten uns wieder wärmen. Ein Feuer nach dem anderen wurde von Martin entfacht und es entstand ein wunderschönes Kreuz und eine Lichterkette entlang des Grates. Aufgrund der klaren Nacht konnte man auch vom Dorf aus die Feuer gut sehen und die schöne Stimmung dieser Herz-Jesu-Nacht genießen.
Herz-Jesu-Feuer gelten als "lodernder Beweis" der Unauflösbarkeit des Herz-Jesu-Gelöbnisses der Tiroler Landesstände aus dem Jahr 1796.
Entstehung/Verbreitung
Die Herz-Jesu-Verehrung geht auf die Auslegung von Texten aus dem Johannesevangelium
(Joh 19,34) in der frühen Kirche zurück:
"Als die Soldaten aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus."
Als im Hochmittelalter die Verehrung des leidenden Christus in den Mittelpunkt rückte, entwickelte sich auch eine Herz-Jesu-Verehrung. Im 17. Jahrhundert führten die Jesuiten die Herz-Jesu-Andachten als Form der Volksfrömmigkeit ein. Diese erhielten Auftrieb durch die Visionen der Salesianerin Margareta Maria Alacoque (gest. 1690). Die Kirche erkannte die Herz-Jesu-Verehrung nun offiziell an und machte sie zum Bestandteil der Liturgie.
Als eigenes Fest wurde das Herz-Jesu-Fest 1765 zuerst nur für Polen, 1796 dann auch für Tirol vorgesehen.
Papst Pius IX. führte 1856 das Hochfest Heiligstes Herz Jesu für die ganze Kirche ein und weihte 1875 die ganze Christenheit dem göttlichen Herzen.
Außerdem ist der erste Freitag jedes Monats Herz-Jesu-Freitag. Er ist ein bevorzugter Tag für die Spendung der Krankenkommunion und die Aussetzung des Allerheiligsten mit Spendung des sakramentalen Segens.
"Herz" als Symbol
Bei der Herz-Jesu-Verehrung ist natürlich nicht das körperliche Herz gemeint. Es geht um das Herz als Ursymbol der Liebe, sowie um die innerste Gesinnung der Menschen. Herz-Jesu meint jene bedingungslose Menschenfreundlichkeit, in der die unendliche Liebe Gottes selbst zum Ausdruck kommt. Am Herz-Jesu-Fest feiern wir die Liebe Gottes zu uns Menschen und die Einladung, in unserem eigenen Leben gegenseitige Wertschätzung und Mitmenschlichkeit zu pflegen.
Das Herz-Jesu-Fest ist auch eng mit dem Thema "Heimat" verbunden. "Heimat" im Sinn des Herzens Jesu geht über den geografischen und völkischen Begriff von Heimat hinaus. Die äußeren Umstände allein schaffen nicht den inneren Frieden, das innere Zuhause, die innere Beheimatung. „Heimat“ im Sinne des Herzens Jesu kann man jene Haltung nennen, in der jemand mit sich selbst, mit den Mitmenschen und letztlich mit Gott in Einklang steht.
Politische Geschichte
Das Land Tirol blieb während der Jahre, als der Kaiser gegen die Franzosen in Belgien und Norditalien kämpfte, vollkommen unberührt. Die Tiroler verfügten nämlich über das Privileg aus dem Jahr 1511, das Kaiser Maximilian I. im "Landlibell" festsetzte, weder an Kriegen außerhalb des Landes teilnehmen zu müssen, noch diese Kriege finanziell zu unterstützen. Im Gegenzug mussten die Tiroler dafür aber die Verteidigung ihres Landes selbst übernehmen.
Als die Napoleonischen Truppen 1796 von Oberitalien aus Tirol immer näher rückten, wurde das Land in Kriegsbereitschaft versetzt. Die Tiroler Landstände - Vertreter aus Adel, Klerus, Bauern- und Bürgertum traten zu einem Kongress in Bozen zusammen, um über die Situation zu beraten. Nachdem alle nötigen Maßnahmen beschlossen waren, kam der Vorschlag von Seiten des Stamser Abtes Sebastian Stöckl, das Land dem Schutz des "Heiligsten Herzen Jesu" anzuvertrauen um so göttlichen Beistand zu erhalten. Zugleich wollte man sich aber auch dem besonderen Schutz dessen anvertrauen, der Garant ist für Menschenwürde, Frieden und Gerechtigkeit. So versprach man am 1. Juni 1796 feierlich das Herz-Jesu-Fest in Zukunft alljährlich mit einem feierlichen Gottesdienst zu begehen. Man achtete besonders darauf, dass dieser feierliche Schwur das ganze Land betraf, um damit ein einigendes Band zu schaffen. Dies hatte zur Folge, dass der Landsturm einen bis dahin noch nie erlebten Zulauf an Freiwilligen erlebte. Als daraufhin Hofers Truppen in der Schlacht gegen die Franzosen und Bayern überraschend siegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag.
Bezug zu den Bergfeuern
In der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe gab es nicht viele Möglichkeiten mit entfernten Landsleuten zu kommunizieren. Aus diesem Grund wurden an bestimmten Gipfeln Signalfeuer entzündet, um damit den Landsturm einzuberufen.
Erst 80 Jahre später wurden zur Bestätigung des Herz-Jesu-Gelöbnisses (1876) auch Bergfeuer entzündet. Somit traten die Herz-Jesu-Feuer, gegenüber den bis zu diesem Zeitpunkt üblichen Sonnwendfeuern oder Johannisfeuer, immer mehr in den Vordergrund.
Diese Tradition wird heute noch in allen drei Teilen Tirols (Nord-, Süd- und Welschtirol) gepflegt und das Gelöbnis mit dem Herzen Jesu jedes Jahr erneuert. Die Feuer werden oft in Form von Herzen, Kreuzen oder den Zeichen Christi (IHS) angeordnet.
Um auf die Teilung Tirols hinzuweisen, werden seit einigen Jahren die Herz-Jesu-Feuer auch in Form des Tiroler Adlers entzündet, oder es sind die Schriftzüge "Ein Tirol" oder "Tirol" zu sehen.
Kurioses
Am Herz-Jesu-Sonntag im Jahr 1920 ereignete sich ein interessanter Vorfall: Es war das Jahr, in dem die Bergfeuer zum ersten Mal nach Ende des Ersten Weltkriegs nunmehr im Königreich Italien entzündet wurden. Da die Armeeführung diesen Brauch nicht kannte und an einen beginnenden Volksaufstand glaubte, wurden sämtliche in Bozen stationierte italienische Truppen in Alarmbereitschaft versetzt.
Auf zum Schwur, Tiroler Land
hebt zum Himmel Herz und Hand!
Was die Väter einst gelobt,
da der Kriegssturm sie umtobt:
Das geloben wir aufs neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Das geloben wir aufs neue:
Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Fest und stark zu unserm Gott
stehen wir trotz Hohn und Spott;
fest am Glauben halten wir,
unsres Landes schönster Zier.
Ref. Drum geloben wir aufs neue...
Auf dem weiten Erdenrund
gibt es keinen schöneren Bund.
Lästern uns die Feinde auch,
Treue ist Tiroler Brauch.
Ref. Drum geloben wir aufs neue...
(Text Josef Seeber aus Bruneck, Melodie Ignaz Mitterer)
Herz-Jesu Weis für Blechbläser